Für die umfangreiche Unterstützung bei der Recherche, die Hilfe bei der Ergebnisfindung und die ausgiebiegen, teilweise harten Diskusionen möchte ich an dieser Stelle Tristan Bauer danken.
Am 7. Januar 2012 lief auf arte ein „Doku-Drama“ zum Thema Friedrich II. Na klar, es ist Friedrichjahr! In den Hauptrollen Anna Thalbach als junger Friedrich und Katharina Thalbach als älterer. Sehr gut gelungen das Ganze und die Besetzung der Hauptrollen mit Damen mitnichten eine Fehlentscheidung. Ich fand´s grandios gespielt.
Gefreut habe ich mich auch, daß Christopher Clark regelmäßig zu Worte kam. Was ich nicht so schön fand, war der fast schon reflexartige Einschub zu Beginn, daß F. II fast mit ganz Europa Krieg geführt hätte. Dieser Einschub geschah in einer Art und Weise, die implizieren soll, daß dies etwas anderes sei als bei anderen Häusern Europas. Seltsamerweise findet man diesen Hinweis fast überall in der Berichterstattung der Medien. Also habe wir uns mal die Mühe gemacht und uns alle Kriege im 18. Jh., die irgendwie mit Europa zu tun haben, etwas näher angeschaut, um mal eine statistisch belastbare Faktenbasis zu bekommen.
Warum die Kriege des 18. Jahrhunderts und nicht nur die Kriege zu Zeiten Friedrichs II.?
Weil mit dem Regierungsantritt Friedrichs die Geschichte nicht bei Null anfing, sondern, salopp formuliert, bereits im vollen Gange war. Nichts desto weniger wird im Fazit auch eine konkrete Aussage zur Regentschaft Friedrichs II. getroffen werden können.
Die These ist die, daß das friderizianische Preußen der ihm in der öffentlichen Wahrnehmung unterstellten exklusiven Stellung bezüglich der geführten Kriege nicht gerecht wird und nicht sonderlich kriegerischer war als andere Mächte dieser Zeit.
Erläuterung zur Zählweise: Es ist ja nun hinlänglich bekannt (hoffentlich) und erwiesen, daß Brandenburg/Brandenburg-Preußen/Preußen in der Zeit von 1400 bis 1940 in vergleichsweise wenige Kriege involviert war – je nach Historiker an 5. bis 9. Stelle. Noch hinter allen anderen Mitgliedern der Pentarchie (also Rußland, England, Östereich und Frankreich) sowie in den anderen Zählweisen auch noch Polen, Schweden und das Osmanische Reich/die Türkei. An dieser Feststellung, die einen Preußenfreund eigentlich zufriedenstellen sollte, stören uns zwei Dinge.
1. Der Zeitraum
Vor dem Großen Kurfürsten (Regentschaft 1640-1688) war Brandenburg/Preußen ein, im Vergleich zu den Dimensionen um die es hier geht, eher unbedeutendes Kurfürstentum.
Dies gereicht bei einer Zählung den bedeutenderen Mächten zum Nachteil
Mit der Reichseinigung 1871 ist in den Augen vieler Preußenfreunde die Existenz eines eigenständigen Preußens beendet. Es geht – für uns zu seinem Nachteil – in Deutschland auf. Spätestens jedoch mit dem Preußenschlag und dem Dreimänerkollegium und der folgenden Gleichschaltung der Länder (1932/33) ist Preußen endgültig Geschichte. Die offizielle Auflösung durch den allierten Kontrollrat nur noch juristische Makulatur. Da der Aufstieg Brandenburg-Preußens zu einer europäischen Großmacht im 18. Jahrhundert vonstatten ging und im Verlauf dieses Jahrhunderts auch dem Namen nach Preußen erwuchs, wird auch nur das 18. Jahrhundert betrachtet
2. Die Zählweise: Aussagen die zu diesem Thema zu finden sind beschreiben nur das Involviertsein. Ausschlaggebend für eine Wertung ist in meinen Augen aber auch die Frage nach dem Aggressor und dem, der lediglich gezwungen wird seine Interessen zu verteidigen.
Eine weitere Besonderheit ist die Behandlung von Seperatfriedensschlüssen und Wiedereintritten. Da die Kriege ihre Zuordnung Historikern verdanken, die diese naturgemäß nachträglich anstellen, habe wir uns dazu entschlossen Wiedereintritte in Kriege auch als neuen Krieg zu zählen. Begründung: Aus sicht der Zeitgenossen war ein Seperatfrieden oder ein einseitiges Beenden von Kriegsbeteiligungen ein finaler Schritt. Wiedereintritte sind das Ergebnis einer veränerten Lage und nach meiner Auffaussung somit auch ein neuer Krieg.
Dies gereicht in der Statistik Preußen – um das es uns ja speziell geht – sowohl zum Vor- als auch zum Nachteil.
Insofern, als daß ein einfaches Zählen möglich ist, gibt es zu den Kriegen keine weiteren Erläuterungen.
Wichtige Anmerkung:
Dies ist keine wissenschaftliche Arbeit. Es werden lediglich frei verfügbare Daten gesammelt und verbunden. Als Menschen die sich eine Meinung bilden dürfen, werden wir uns im Anschluß also erlauben das Zusammengetragene zu bewerten bzw. auszuwerten. So gut es geht gemäß der Daten. aber wird es eben doch nicht wissenschaftlich zu nennen sein.
Aber nun zu den Daten:
1700-1721 Großer Nordischer Krieg
Angreifer:
Rußland – RUS (1700-1721)
Sachsen-Polen Sa/(PL) (1700-1706 und 1708-1721)
Dänemark-Norwegen DK/(N) (1700-1700 und 1708-1721)
Hannover/(England) Ha/(GB) (1715-1721)
Preußen (Pr.) (1715-1721)
Verteidiger:
Schweden (1700-1721)
Hetmanat (1708-1709)
Osmanen (1710-1711)
Ergebnis: Das Ende Schwedens als Großmacht
Zwischenstand: | |||||
RUS: 1 | Sa/(PL)*: 2 | DK/(N)*: 2 | Ha/(GB)*: 1** | Pr: 1 | |
* Personalunion
**Anmerkung: In den Krieg eingetreten ist das Kurfürstentum Hannover allerdings war Kurfürst Georg I auch König von Großbritannien und Irland. Da Großbritannien um den Seehandel auf der Ostsee besorgt war, entsandte man die Britische Kriegsflotte, die, vereinigt mit der Niederländischen Flotte Handelsschiffe aus diesen beiden Ländern beschützte und somit Einfluß auf die operativen Möglichkeiten Schwedens nahm.
1701-1714 Spanischer Erbfolgekrieg
Die Frage nach Angreifer und Verteidiger ist hier nicht eindeutig zu klären, bzw. stellt diese sich hier womöglich nicht.
Sowohl Frankreich als auch Österreich und Bayern machten familiär begründete und nachvollziehbare Erbansprüche geltend. König Karl/Carlos II, verstarb 1700 kinderlos und entsprang der spanischen Linie der Habsburger.
Frankreichs Ludwig XIV sah seinen Enkel Philipp von Anjou als Philipp V. für den spanischen Thron vor.
Der Österreichische Kaiser des Heiligen-Römischen Reiches, Leopold I, sah in seinem zweitgeborenen Sohn Erzherzog Karl den rechtmäßigen Erben des Thrones. Sein Erstgeborener sollte als Joseph I die deutsche Kaiserwürde erben.( Gewählt wurde Joseph I übrigens durch die deutschen Kurfürsten bereits 1690, also zu Lebzeiten seines Vaters; Titel bis zur Kaiserwürde: Römischer König)
Der aussichtsreichste Kandidat war jedoch der Sohn des Bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern, Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern. Unterstützt von Englands Wilhelm III. von Oranien) und durch einen Teilungsvertrag der Frankreich und Österreich territorial umfangreich entschädigen sollte. Joseph Ferdiand starb jedoch unter ungeklärten Umständen 1699 im Alter von nur 6 Jahren. Der frühe Tod verhinderte somit eine mögliche Wittelsbachersche Großmacht und führte auch dazu, daß sich Maximilian II., der an einen Mord durch den Wiener Hof glaubte (bis heute weder bewiesen noch widerlegt), im folgenden Krieg auf die Seite Frankreichs schlug.
Beginn des Krieges: Leopold I. akzeptierte den zweiten Teilungsvertrag nicht (er war kein Vertragspartner) Ludwig XIV war Vertragspartner, brach diesen aber durch die Inthronisation Phillips V.
Beteiligte*,**:
Frankreich
Österreich
Bayern
Großbritannien
Für diese militärische Auseinandersetzung:
GB: 1 | F: 1 | ||||
AUT: 1 | BAY: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 1 | Sa/(PL): 2 | DK/(N): 2 | GB: 2 | Pr: 1 | F: 1 |
AUT: 1 | BAY: 1 |
*nicht gezählt aber erwähnt: Kurfürstentum Köln, Kurfürstentum Braunschweig, Herzogtum Savoyen, Herzogtum Mantua
** Preußen trat direkt nicht in den Krieg ein, Leopold I verlangte aber als „Preis“ für die Billigung der Krönung des Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. zum König in Preußen Friedrich I., 8000 preußische Soldaten (inkl. Führung/Offiziere) für diesen Krieg. Diese Standen allerdings nicht unter preußischem Befehl. Preußen verfolgte keine eigenen Interessen und war nur indirekt beteiligt. Deshalb wird es hier also nicht als kriegführende Partei gewertet.
Ergebnis: Frankreich begründet die bis heute bestehende Linie der Bourbonen auf dem spanischen Thron. Der Hinweis auf viele andere spannende Ergebnisse und Weichenstellungen sei hier als Recherchetipp angebracht.
1714-1718 Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg
Angreifer:
Osmanische Reich (OR)
Verteidiger:
Republik Venedig
Österreich (als Bündnispartner ab 1716, Kriegserklärung erfolgte durch das Osmanische Reich)
Zählung streitbar. Österreich trat zunächst widerwillig an die Seite der Republik Venedig. Allerdings wandelte sich im Laufe des Krieges der Charakter Österreichs von der Rolle des Verteidigers zur Rolle eines Territorien begehrenden „Kriegsmotors“ Enorme territoriale Gewinne aus diesem Krieg machten Österreich zumindest geographisch endgültig zur europäischen Großmacht. In einem preußenaffinen Blog gibt es hierfür, vielleicht ein wenig tendenziös aber durchaus vertretbar, einen Zähler.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
AUT: 1 (0) | OR 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 1 | Sa/(PL)*: 2 | DK/(N)*: 2 | GB: 2 | Pr: 1 | F: 1 |
AUT: 2 (1) | BAY: 1 | OR 1 |
1718–1720 Krieg der Quadrupelallianz
Auch dieser Krieg ist im Prinzip eine Art Erbfolge Krieg. Nach dem Tode Ludwig XIV (Frankreich) war der Thronfolger Ludwig XV erst 5 Jahre alt. Es regierte der Vormund Ludwigs XV., der Herzog von Orleans. Sollte dem Thronfolger etwas zustoßen, hätte das spanische Königshaus berechtigte Ansprüche auf den Thron (wir erinnern uns: der Enkel Ludwigs XIV saß in Spanien auf dem Thron – Philip V.; Ludwig XV. war ein Urenkel Ludwig XIV. und ein Neffe Philipps V.)
Deshalb ist es auch hier etwas schwieriger Angreifer und Verteidiger eineindeutig zu benennen. Diplomatische Bündnisse, mit der Funktion einer Drohkulisse, wurden zu militärischen Bündnissen nachdem der Bedrohte losschlug.
Angreifer:
Spanien
Verteidiger:
Frankreich
Niederlande
Österreich
Großbritannien (kämpfte in Europa und auch in Südamerika gegen Spanien)
Für diese militärische Auseinandersetzung:
ESP: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 1 | Sa/(PL)*: 2 | DK/(N)*: 2 | GB: 2 | Pr: 1 | F: 1 |
AUT: 2 (1) | BAY: 1 | OR 1 | ESP: 1 |
1727 (1726)–1729 Englisch-Spanischer Krieg
Gekennzeichnet von verschiedenen europäischen Bündnissen und provokanten Aktionen beider Seiten (bishin zu kleineren, Gefechten in der Karibik, die von Großbritannien ausgingen – aber auf hartes Vorgehen Spaniens gegen die englische Handelsflotte zurückzuführen sind).
In der Karibik gingen die kriegerischen Handlungen von Großbritannien aus in Europa von Spanien
Beteiligte:
Spanien
Großbritannien
Für diese militärische Auseinandersetzung:
ESP: 1 | GB:1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 1 | Sa/(PL)*: 2 | DK/(N)*: 2 | GB: 3 | Pr: 1 | F: 1 |
AUT: 2 (1) | BAY: 1 | OR 1 | ESP: 2 |
1733-1738 Polnischer Thronfolgekrieg
Wie bei Thronfolgekriegen üblich ist es auch hier schwierig eindeutig in Angreifer und Verteidiger zu unterscheiden.
Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten auf dem polnischen Thron, wählten polnische Adelige Stanislaus Leszczynski zm König, dies war im Interesse Frankreichs (Stanislaus war der Schwiegervater Ludwig XV.) Österreich Rußland und Sachsen favorisierten den Sachsen Friedrich August. Dieser wurde unter dem Schutz Russischer Truppen nach der bereits erfolgten Wahl Leszczynski durch die sächsischen Interessenvertreter zum polnischen König gewählt.
Daraufhin erklärte Frankreich den Krieg. Da Sachsen ein deutsches Kurfürstentum war, erging die Kriegserklärung an den zuständigen Kaiser aus dem Hause Habsburg. Rußland agierte hier im eigenen Interesse aber im Sinne von Österreich und Sachsen. Spanien nutzte diesen Konflikt, um eigene Interessen in Neapel und Sizilien gegen Österreich militärisch durchzusetzen. Österreich bekommt hier keinen Zähler, egal nach welcher Lesart
Beteiligte:
Frankreich
Spanien
gegen
Rußland
Österreich
Sachsen (Sa)
Nicht gezählt aber erwähnt: Sardinien-Piemont auf der Seite Frankreichs und Spaniens
Für diese militärische Auseinandersetzung:
RUS: 1 | Sa: 1 | F: 1 | |||
ESP: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 2 | Sa/(PL)*: 3 | DK/(N)*: 2 | GB: 3 | Pr: 1 | F: 2 |
AUT: 2 (1) | BAY: 1 | OR 1 | ESP: 3 |
1735-1737 Spanisch-Portugiesischer Krieg um Colonia
Angreifer:
Spanien
Verteidiger
Portugal
Für diese militärische Auseinandersetzung:
ESP: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 2 | Sa/(PL)*: 3 | DK/(N)*: 2 | GB: 3 | Pr: 1 | F: 2 |
AUT: 2 (1) | BAY: 1 | OR 1 | ESP: 4 |
1736–1739 Russisch-Österreichischer Türkenkrieg
Hauptsächlich ging es um geopolitische Interessen Rußlands und Österreichs. Ursächlich waren aber Einfälle der Krimtataren ins russische Kaiserreich (fraglich ob im Namen der Osmanen oder nicht) Österreich trat eher widerwillig auf russischen Druck hin als Verbündeter Rußlands in den Krieg ein.
Angreifer:
Rußland
Österreich
Verteidiger
Osmanisches Reich
Für diese militärische Auseinandersetzung:
RUS: 1 | |||||
AUT: 1 (0) | OR: 1 (0) |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL)*: 3 | DK/(N)*: 2 | GB: 3 | Pr: 1 | F: 2 |
AUT: 3 (1) | BAY: 1 | OR 2 (1) | ESP: 4 |
1739-1742 Englisch-Spanischer Krieg
Dieser (Kolonial)Krieg fand in der Karibik und im südlichen Nordamerika statt. Den Krieg erklärte Großbritannien. Der Kriegserklärung gingen aggressive Operationen Spaniens gegen britische Handelsschiffe voraus, diese hatten wiederum zum Ziel, die spanische Vormacht im Seehandel zu brechen.
Angreifer:
Großbritannien
Verteidiger:
Spanien
Für diese militärische Auseinandersetzung:
GB: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL)*: 3 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 | Pr: 1 | F: 2 |
AUT: 3 (1) | BAY: 1 | OR 2 (1) | ESP: 4 |
1740–1748 Österreichischer Erbfolgekrieg
Mit dem Tode Kaiser Karls VI. starb die männliche Linie der Habsburger aus.
Ziel Österreichs war es die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion (Unteilbarkeit der Habsburger Erblande) fortbestehen zulassen.
Die Tochter Karls VI., Maria Theresia, bestieg somit als erste Frau den Habsburger Thron. In einer späteren Kaiserwahl sollte dann Franz I. Stephan (Ehemann Maria Theresias) gewählt werden
Daraufhin machten mehrere europäische Mächte ihren familiären Anspruch geltend:
Bayern: Karl Albrecht von Bayern
Spanien: Philipp V.
Sachsen: Friedrich August
Der Österreichische Erbfolgekrieg bestand aus mehreren Kriegen bzw. einer Folge von Schlachten in verschiedenen Ländern und Regionen.
Betrachtet werden neben den Auseinandersetzungen der Pragmatischen Armee mit ihren Gegnern zusätzlich die beiden Schlesischen Kriege Preußens als zwar zum Erbfolgekrieg gehörend, aber dennoch rein preußischen Interessen dienenden Auseinandersetzungen.
Salopp formuliert war Österreich das verwundete Tier und die anderen europäischen Mächte wetzten schon mal die Messer. Egal ob mit Österreich verbündet oder nicht, ging es letztendlich allen um eine Neuordnung Europas.
Erster Schlesischer Krieg 1740-1742
Angreifer:
Preußen
Verteidiger:
Österreich
Verbündete Preußens waren übrigens:
Bayern, Frankreich, Sachsen, Kurköln, Spanien, Schweden und Neapel
Österreichs Verbündete waren Großbritannien, Sardinien, Niederlande und Rußland
Die Verbündeten griffen nicht aktiv ins Geschehen in Schlesien ein, sorgten aber für Sicherheit an anderen Grenzen oder für das Binden österreichischer Truppen an anderen Schauplätzen. Preußens Teilnahme am Österreichischen Erbfolgekrieg beschränkte sich hier auf die Eroberung Schlesiens.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
Pr: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL)*: 3 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 (2) | Pr: 2 | F: 2 |
AUT: 3 (1) | BAY: 1 | OR 2 (1) | ESP: 4 |
Ergebnis: Schlesien wurde preußisch
Wittelsbacher Kaiserwahl und Folgen (Pragmatische Armee und ihre Gegner) 1741-1748
Angreifer:
Bayern
Frankreich
Preußen
Sachsen
Verteidiger (Pragmatische Armee)
Österreich
Großbritannien
Niederlande
Im Ergebnis des ersten Teils dieses Krieges (noch ohne Frankreich) wurde Kurfürst Karl Albrecht von Bayern mit Hilfe der böhmischen Stände im Januar 1742 als Karl VII zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. In Reaktion eroberte Österreich weite Teile des Kurfürstentums Bayern. Mit Hilfe der Bayerischen Verbündeten Frankreich und Preußen wurden die Territorien wieder zurückerobert. Die Preußische Unterstützung Bayerns diente der preußischen Eroberung Schlesiens. Preußen band damit österreichische Truppen, die nun nicht mehr der Rückeroberung Bayerns durch französisch-bayerische Truppen entgegengestellt werden. Österreich bekommt keinen Zähler, da die Eroberung Bayerns als Maßnahme zur sicheren Wiederherstellung der eigenen territoriale Integrität auf Vorkriegsniveau gewertet wird. Preußen erhält seinen Zähler für diese Beteiligung schon mit dem Ersten Schlesischen Krieg.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
Sa: 1 | F: 1 | ||||
BAY: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL): 4 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 (2) | Pr: 2 | F: 3 |
AUT: 3 (1) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 4 |
Spanien – Östereich 1742 (Gesonderte Auseinandersetzung von Neapel ausgehend)
Angreifer:
Spanien
Verteidiger:
Österreich
Österreich ergriff zwar die Initiaive, dennoch war dies ein klassischer Präventivschlag. Spanien wollte seine Territorien in Italien auf Kosten Österreichs vergrößern und hatte dafür schon Vorbereitungen getroffen.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
ESP: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL): 4 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 | Pr: 2 | F: 3 |
AUT: 3 (1) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 |
Zweiter Schlesischer Krieg 1744-1745
Angreifer:
Preußen
Verteidiger:
Österreich
(Sachsen als Bündnispartner)
Verbündete Preußens:
Frankreich
Verbündete Österreichs:
Sachsen, Großbritannien und die Niederlande
Ziel dieses Krieges war es, die bedrohte Vorherrschaft Preußens in Schlesien zu sichern.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
Pr: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL): 4 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 | Pr: 3 | F: 3 |
AUT: 3 (1) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 |
1741–1743 Schwedisch-Russischer Krieg
Angreifer:
Schweden
Verteidiger;
Rußland
Für diese militärische Auseinandersetzung:
S: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 3 | Sa/(PL): 4 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 | Pr: 3 | F: 3 |
AUT: 3 (1) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 | S:1 |
1756-1763 Der Siebenjährigen Krieg (Europa)
Beteiligte:
Preußen
Großbritannien/Hannover
Hessen
gegen
Österreich
Frankreich
Rußland
Schweden
Sachsen
(Reichsarmee)
Entgegen der landläufigen Meinung geben wir Preußen nach langem Abwägen hier keinen „Aggressorpunkt“:
- Österreich und Rußland zogen entlang der Preußischen Grenzen große Truppenkontingente zusammen
- Trotz diplomatischer Bemühungen konnte/wollte Wien kein Nichtangriffsversprechen (geg. Preußen) geben.
- Friedrich II konnte Preußen nicht in der Mark verteidigen, wohl aber von Sachsen aus; aufgrund der hier herrschenden geologischen Gegebenheiten – Sächsische Schweiz und Erzgebirge als natürliches Hindernis im militärischen Sinne . Versuche dem Sächsischen König eine Genehmigung zur Verlegung preußischer Truppen auf sächsisches Gebiet abzuringen scheiterten. Also entschied Friedrich II sich zum Einmarsch
- Sachsen bot außerdem die Möglichkeit hier für die Logistik und die Versorgung der preußischen Truppen auf die Elbe zurückzugreifen
- Die erste militärische Aktion ging 1756 von Frankreich aus diese besetzten das britische Menorca
- des Weiteren war bekannt, daß eine militärische Intervention Rußland und Österreich 1756 lediglich am schlechten Ausrüstungsstand Rußlands zu diesem Zeitpunkt scheiterten
Preußen hatte das kürzere Schwert*, bekam es aber schneller aus der Scheide
*Nach Zahl der Truppen war Preußen hoffnungslos unterlegen und konnte nur durch den überraschenden Einmarsch in Sachsen der nachweisbar geplanten Zerschlagung seines Staatsgebietes zuvorkommen.
Dieser Krieg zeichnete sich durch hohe Verluste auf beiden Seiten aus, bemerkenswert sind aber die Erfolge, die Preußen mit oftmals zahlenmäßig unterlegenen Truppen erreichte. Gegen Ende des Krieges war Preußen militärisch fast besiegt, dennoch konnten seine Gegner diesen Vorteil aufgrund logistischer Probleme, eigener hoher Verluste sowie Zwistigkeiten in der militärischen Führung nicht nutzen. Nach dem plötzlichen Tode der russischen Zarin kam mit Peter III. ein Bewunderer Preußens auf dem Thron und beendete einseitig das Bündnis mit Österreich und stellte die Kriegshandlungen ein. Österreich sah sich nicht mehr im Stande den Krieg allein fortzuführen (wahrscheinlich eine Fehleinschätzung).
Fazit: Preußen sollte zerschlagen werden und konnte sich nur durch einen Präventivkrieg verteidigen.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
RUS: 1 | Sa: 1 | F: 1 | |||
AUT: 1 | S: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 4 | Pr: 3 | F: 4 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 | S: 2 |
1756-1763 Dritter Karnatischer Krieg
Angreifer:
Großbritannien
Verteidiger:
Frankreich
Austragungsort: Indien
Dieser Krieg ist im Zusammenhang mit dem Siebenjährigen Krieg in Europa zu sehen.
Großbritannien griff die französischen Besitzungen/Kolonien in Indien an.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
GB: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 5 | Pr: 3 | F: 4 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 | S: 2 |
1754-1762 Der Siebenjährigen Krieg (Nordamerika)
Wird heute dem Siebenjährigen in Europa zugeordnet.
Beteiligte:
Frankreich
Großbritannien
Beide Mächte hegten Interesse territorial zu expandieren und bestachen hierbei durch eine aggressive Vorgehensweise an verschiedenen Konfliktherden mit unterschiedlichen Ausgangslagen.
Für diese militärische Auseinandersetzung:
GB: 1 | F: 1 | ||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 6 | Pr: 3 | F: 5 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 5 | S: 2 |
1776/77 Spanisch-Portugiesischer Krieg (Banda Oriental)
Angreifer:
Spanien
Verteidiger:
Portugal:
Ort: Südamerika
Für diese militärische Auseinandersetzung:
ESP: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 6 | Pr: 3 | F: 5 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 6 | S: 2 |
1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg
Beteiligte:
Preußen
(patriotische Bayern)
gegen
Österreich
Für diese militärische Auseinandersetzung:
Pr: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 6 | Pr: 4 | F: 5 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 6 | S: 2 |
1788–1790 Russisch-Schwedischer Krieg
Angreifer:
Schweden
Verteidiger:
Rußland
Für diese militärische Auseinandersetzung:
S: 1 |
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 4 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 6 | Pr: 4 | F: 5 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 6 | S: 3 |
1792 Russisch-Polnischer Krieg
Angreifer:
Rußland
Verteidiger:
Polen
Für diese militärische Auseinandersetzung:
RUS: 1 | |||||
Zwischenstand (Werte in Klammern geben eine andere Lesart an): | |||||
RUS: 5 | Sa/(PL): 5 | DK/(N)*: 2 | GB: 6 | Pr: 4 | F: 5 |
AUT: 4 (2) | BAY: 2 | OR 2 (1) | ESP: 6 | S: 3 |
„Abschlußtabelle“
1. | Spanien
Großbritanien |
6
6 |
3. | Rußland
Frankreich Sachsen-(Polen) |
5
5 5 |
6. | Preußen
Österreich |
4
4 |
8. | Schweden | 3 |
9. | Bayern
Osmanisches Reich Dänemark/Norwegen |
2
2 2 |
Nach anderer Lesart wäre Österreich mit 2 „Aggressorenpunkten“ ebenfalls Schlußlicht.
Die Napoleonischen Kriege, werden hier nicht mehr bewertet, weil diese nach unserer Auffassung eine neue Epoche und das 19. Jahrhundert einläuten.
Unser Fazit: Preußen war kein Friedensengel aber auch nicht kriegerischer als alle anderen relevanten Mächte Europas im 18. Jahrhundert. Woher rühren also die reflexhaft vorgetragenen Aussagen über das kriegerische Preußen unter Friedrich II. und im 18. Jahrhundert?